Todfracht by Derek Meister

Todfracht by Derek Meister

Autor:Derek Meister
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-05-26T11:20:28+00:00


28

Angespannt sah sich Rungholt in seiner Dornse um, hob einen Zehnpfundsack Gewürze vom Boden auf und lehnte ihn ordentlich an die Vertäfelung. Dann prüfte er, ob auch alle Spinnweben in den Ecken verschwunden waren und ob sein Geheimfach wirklich verschlossen war. Er ertappte sich dabei, wie er mit dem Ärmel und etwas Spucke den Abdruck des Geneverkrugs von der Tischplatte wischen wollte, und hielt inne.

Was tue ich hier?, schalt er sich. So ein Weiberkram. Soll doch Hilde hier durchfeudeln, dachte er kopfschüttelnd, bis ihm aufging, dass er seiner Magd verboten hatte, die Schreibkammer zu betreten. Ich muss eine Befragung durchführen und nicht irgendwelchen Frauen zeigen, was für ein ordentlicher und angenehmer Hansa ich bin. Trotz der Einsicht sah er sich abermals seufzend um und rückte sein Rechenbrett und einige der Handelsbücher zurecht.

Im Gegensatz zu den Tagen vor dem Anschlag auf sie, war Cyrielle nach seinem Besuch bei Sinje immer im Haus geblieben. Obwohl Rungholt ihr seine beiden starken Knechte zur Seite gestellt hatte, traute sich die schöne Burgunderin nicht auf die Straße. Schlimmer noch. Wie er heute Morgen von Alheyd erfahren musste, hatte sie auch nicht geschlafen. Die ganze Nacht über hörte Alheyd sie in ihrem Zimmer auf und ab gehen. Rungholt konnte es ihr nicht verdenken, bei allem, was sie durchgemacht hatte. Hätte er nicht bei anderen Patriziern einbrechen müssen, er hätte wohl letzte Nacht auch kein Auge zubekommen und in die Nacht gelauscht. Noch immer überkam ihn ein Schauer, wenn er daran dachte, dass diese Engländer vor seinem Bett gestanden hatten.

Nachdem er seinen Dupsing zurechtgerückt und nachgesehen hatte, ob auch seine Schecke ordentlich gebunden war, lugte er durch die Tür in die Diele.

Was kümmere ich mich vor der Morgenmesse um einen Fleck auf meinem Schreibtisch, wunderte er sich beim Anblick des Warenstapels, wenn in der Diele die Fässer und Kisten Wurzeln schlagen?

Alheyd war schon aus dem Haus. Sie war früh zum Markt gegangen, um noch gute Ware zu ergattern, bevor der Ansturm kam. Danach wollte sie zu Mirke und ihrer kleinen Enkelin und würde sicher erst am Mittag heimkehren. Hilde war ebenfalls beschäftigt, denn wegen der anhaltenden Lebensmittelknappheit hatte sie im Garten besonders viel Gemüse angebaut, jätete schon im Morgengrauen Unkraut und päppelte ihren Salat. Nur seine Knechte hockten untätig am Herdfeuer, löffelten an ihrer Morgensuppe und feixten.

Argwöhnisch sah er ihnen dabei zu, wie sie mit Cyrielle lachten. Rungholt brummte. »He, ihr Pack«, rief er. »Ihr sollt arbeiten, verflucht noch eins. Bringt die Ware endlich zu Jungmichel. Mir egal, wo der alles lagert! Ich will hier nichts mehr in der Diele sehen. Ab damit zum Konvoi.«

Ertappt sprangen seine Männer auf. »Ihr sollt auf meinen Gast Acht geben und ihn nicht belästigen«, brummelte Rungholt und legte ein Honiglächeln auf, weil Cyrielle zu ihm herübersah. Mit einem höflichen Nicken forderte er sie auf, in seine Dornse zu treten.

»Schließt bitte die Tür«, forderte er sie auf und stellte sich hinter sein Schreibpult, auf dem er bereits seine Wachstafeln zurechtgelegt hatte.

»Was hast du denn?«, fragte sie und trat schüchtern näher.

»Ob du mir wohl kurz … Ich hätte da noch ein paar Fragen.



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